Warum existiert überhaupt irgendetwas?

Wahrscheinlich ist das die grundlegendste Frage, die wir uns stellen können: Warum gibt es nicht nichts, sondern etwas – die Galaxien, die Planeten, Wasser, Pflanzen, Tiere, Fahrräder und Sie und mich?

Wenn wir bei der Beantwortung dieser Frage nicht auf einen Schöpfer-Gott angewiesen sein wollen, bleibt uns letzten Endes nur die Annahme, dass alles, was existiert, entweder A) ewig ist oder B) ohne Ursache aus dem Nichts entstanden sein muss.

Schauen wir uns diese beiden Möglichkeiten an:

A) Alles existiert ewig.

Sowohl die Logik als auch die moderne Naturwissenschaft widerlegen eine solche Annahme.

Zuerst die Logik: Wenn wir annehmen, dass dem heutigen Tag unendlich viele Tage vorausgegangen wären, dann kommen wir zu der absurden Schlussfolgerung, dass der heutige Tag nie erreicht werden könnte. Um das zu veranschaulichen, stellen wir uns die Reihe vergangener Ereignisse als eine Abfolge von Dominosteinen vor, die nacheinander umfallen, bis der letzte Stein – heute – erreicht ist. Wenn nun eine unendliche Anzahl von Dominosteinen fallen müsste, könnte der letzte Dominostein (heute) nie umfallen, denn wie viele es auch vorher sein mögen, es bleiben immer noch unendliche viele übrig, die auch noch vorher fallen müssten. Also könnte heute niemals erreicht werden. Doch ganz offensichtlich sind wir hier! Die zeigt uns, dass die Reihe vergangener Momente endlich sein muss.

Nun die Physik: Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass in geschlossenen Systemen die Entropie (Zustand der Unordnung) stets zunimmt bis ein Äquilibrium (Zustand, in dem alle Kräfte im Gleichgewicht sind und es keine Veränderung mehr gibt) erreicht ist. Bezogen auf das Universum bedeutet das, dass es nach hinreichend langer Zeit in einem Zustand sein wird, wo Temperatur und Druck überall gleich sein werden. Es wird kein Leben aber auch keine Galaxien und Planeten mehr geben. Physiker sprechen vom „Wärmetod“ des Universums.
Das führt uns zu folgender Fragestellung: Warum ist das Universum nicht bereits jetzt in diesem Stadium, wenn es doch schon immer existiert? Es müsste logischerweise den Zustand der maximalen Entropie bereits erreicht haben. Dem ist aber nicht so. Woraus wir den Schluss ziehen, dass das Universum einen Anfang gehabt haben muss.

B) Alles ist aus dem Nichts ohne Ursache entstanden.

Kein Mensch erwartet ernsthaft, dass z.B. ein Fahrrad oder ein Pferd aus dem Nichts entsteht – nicht einmal Gummistiefel tun das. Warum sollte es ausgerechnet mit etwas derart Gewaltigem wie dem Universum anders sein? Wer keinen Schöpfer-Gott postulieren möchte, muss aber glauben, dass das Universum an irgendeinem Punkt der Vergangenheit einfach ohne Grund auftauchte. Gegen so eine Annahme sprechen jegliche menschliche Erfahrung und jegliches rationales Denken.

„Moment“ sagen Sie jetzt vielleicht, „tauchen nicht manchmal subatomare Teilchen aus dem Nichts auf?“ Die Antwort lautet: Nein, das tun sie nicht. Subatomare Teilchen entstehen als Energieschwankung im Vakuum (Quanten-Fluktuationen nenne Physiker solche Ereignisse). Und dieses Vakuum, von dem die Physiker reden, ist nicht nichts, sondern etwas – nämlich eine Anhäufung schwankender Energiemengen, die physikalischen Gesetzmäßigkeiten unterliegen und eine physikalische Struktur haben.
Im wirklichen „nichts“ gäbe es auch das nicht. Es gäbe einfach nichts, keine Energieschwankungen im Vakuum, nicht einmal das Vakuum selbst.

Wir denken, dass es tatsächlich einen größeren Glauben erfordert, auf die Annahme B zu setzen, als an die Existenz Gottes zu glauben.